Non-delutive Funding: Die unterschätzte Finanzierungsform für Unternehmen

Laptop mit Diagrammen: Non-delutive Funding

Letztes Update am 22.02.25 von Fördermittel-Berater

Unternehmen sind immer auf der Suche nach innovativen Finanzierungswegen, um Wachstum und Innovation zu fördern. Non-delutive Funding – also Finanzierung ohne Verwässerung – ermöglicht es Unternehmen, Finanzmittel zu sichern, ohne dabei Anteile abzugeben oder langfristige Verbindlichkeiten einzugehen. Doch was steckt genau dahinter, und wie können Sie davon profitieren?

Traditionelle Finanzierungsmodelle, wie Kredite oder Venture-Capital, sind oft mit Einschränkungen und Abhängigkeiten verbunden. Non-delutive Funding eröffnet Ihnen die Möglichkeit, Ihre Projekte unabhängig und nachhaltig zu finanzieren. 

Verschiedene Arten von Non-delutive Funding

Öffentliche Förderprogramme

Förderprogramme von Regierungen und staatlichen Institutionen sind eine der bekanntesten Formen des non-delutiven Fundings. Diese Programme bieten Zuschüsse für Innovation, Forschung und Entwicklung. Besonders in Deutschland und der EU stehen Unternehmen zahlreiche Förderprogramme zur Verfügung – zum Beispiel:

  • Forschungszulage: Für alle steuerpflichtigen Unternehmen in Deutschland, unabhängig von Größe, Branche oder Rechtsform, die innovieren. 
  • EU-Fördermittel: Initiativen wie „Horizont Europa“ fördern technologische und nachhaltige Projekte​.

Ein Beispiel: Ein mittelständisches Unternehmen in Berlin nutzt die Forschungszulage, um ein neues KI-gestütztes Produkt zu entwickeln, das nun auf internationalen Märkten erfolgreich ist.

Venture Debt

Venture Debt ist eine spezielle Form von Fremdkapital für schnell wachsende Start-ups, die bereits Fremdkapital aufnehmen können, aber keine Eigenkapitalverwässerung wünschen.

Charakteristika von Venture Debt:

  • Wird oft mit einer geringen Eigenkapitalbeteiligung des Kreditgebers kombiniert.
  • Höhere Zinssätze als traditionelle Bankdarlehen.
  • Geeignet für wachstumsstarke Tech- und Biotech-Start-ups.
  • Wird oft mit klassischen Venture Capital-Finanzierungen kombiniert.

Bekannte Venture Debt Anbieter in Europa:

  • Silicon Valley Bank (SVB)
  • Deutsche Bank Venture Debt
  • European Investment Bank (EIB) – Venture Debt Programme
  • Bayern Kapital – Mezzanine für Start-ups
  • KfW Venture Capital Finanzierungen

Bankkredit

Der Unternehmenskredit einer Bank ist die klassische Form eines non dilutive Fundings. Allerdings kommt er für viele Startups kaum in Frage, da sie noch keine festen Umsätze generieren und somit kaum Sicherheiten bieten, die für Banken wichtig sind. Das Geschäft mit jungen Unternehmen ist den traditionellen Geldhäusern deshalb zu risikoreich.

Wettbewerbsbasierte Finanzierung

Preise, die durch Wettbewerbe vergeben werden, sind eine großartige Möglichkeit, finanzielle Mittel zu erhalten. Diese Form der Finanzierung eignet sich besonders für Start-ups mit innovativen Ideen oder bahnbrechenden Technologien.

  • Innovationspreise: Wettbewerbe wie der Deutsche Innovationspreis fördern kreative Lösungen.
  • Branchenspezifische Stipendien: Besonders in der Medizintechnik und IT werden solche Programme häufig angeboten.

Crowdfunding ohne Beteiligung

Crowdfunding-Plattformen wie Startnext oder Kickstarter bieten eine einzigartige Möglichkeit, Gelder für kreative Projekte zu sammeln. Der Vorteil: Sie behalten 100 % der Kontrolle über Ihr Unternehmen. Erfolgsfaktoren für Crowdfunding:

  • Klare Vision und Storytelling.
  • Engagement in der Community.
  • Attraktive Gegenleistungen für Unterstützer.

Umsatzbeteiligung als alternative Finanzierungsform

Eine Umsatzbeteiligung (Revenue-Based Financing, RBF) ist eine innovative Finanzierungsform, die sich vor allem für wachstumsstarke Unternehmen mit stabilen Einnahmen eignet. Sie ermöglicht es Unternehmen, Kapital aufzunehmen, ohne Anteile abzugeben oder hohe feste Zinsverpflichtungen einzugehen. Stattdessen zahlen sie einen bestimmten Prozentsatz ihres Umsatzes an den Kapitalgeber zurück.

Wie funktioniert Umsatzbeteiligung?

  • Ein Unternehmen erhält eine Finanzierung von einem Kapitalgeber oder spezialisierten RBF-Investor.
  • Im Gegenzug verpflichtet es sich, einen festgelegten Prozentsatz (z. B. 3–10 %) seines monatlichen oder jährlichen Umsatzes als Rückzahlung zu leisten.
  • Die Rückzahlungen setzen erst ein, wenn Umsätze generiert werden – es gibt keine festen Tilgungsraten wie bei klassischen Krediten.
  • Sobald eine festgelegte Gesamtsumme (z. B. 1,3x oder 1,5x des ursprünglichen Kapitals) zurückgezahlt wurde, endet die Verpflichtung.

Forschungs- und Innovationsförderung

Forschungseinrichtungen und staatliche Innovationsfonds, wie der KMU-Fonds bieten Unternehmen gezielte Unterstützung. Kooperationen mit Universitäten oder Forschungsinstituten können ebenfalls helfen, zusätzliche Fördermittel zu sichern.

Auf einen Blick: Wie Non-delutive Funding Unternehmen stärkt

Merkmale von Non-delutive Funding

  • Keine Eigenkapitalabgabe: Die bisherigen Eigentümer behalten die vollständige Kontrolle über das Unternehmen.
  • Unterschiedliche Quellen: Dazu gehören staatliche Förderprogramme, Stipendien, Zuschüsse und Kredite.
  • Zweckgebunden: Oft sind diese Mittel an konkrete Projekte oder Auflagen gebunden.

Vorteile von Non-delutive Funding

  • Erhalt der Kontrolle: Die Eigentümer behalten die vollständige Entscheidungsgewalt und müssen keine Mitspracherechte abgeben.
  • Geringeres Risiko: Es entstehen keine Verpflichtungen, Unternehmensanteile oder Gewinne zu teilen.
  • Kostengünstig: Viele Formen, wie Zuschüsse, sind kostenlos und müssen nicht zurückgezahlt werden.

Nachteile von Non-delutive Funding

  • Begrenzte Mittel: Die Beträge sind häufig niedriger als bei delutiver Finanzierung.
  • Komplexe Antragsverfahren: Förderprogramme und Zuschüsse erfordern oft umfangreiche Dokumentationen und lange Wartezeiten.
  • Eingeschränkte Verwendung: Die Mittel sind meist zweckgebunden und nicht für allgemeine Geschäftsausgaben verfügbar.

Beispiel für Non-delutive Funding

Ein Unternehmen erhält einen staatlichen Zuschuss von 50.000 Euro für die Entwicklung eines innovativen Produkts aus dem ZIM (Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand). Die Mittel müssen nicht zurückgezahlt werden, solange die Förderbedingungen eingehalten werden.

Vergleich der beiden Finanzierungsformen Delutive und Non-delutive

KriteriumDelutive FundingNon-delutive Funding
EigenkapitalabgabeJaNein
KapitalgeberInvestoren wie Wagniskapitalgeber (VCs), Business Angels, strategische Investoren (Konzerne)Staat, Stiftungen, Förderprogramme, Banken
KontrolleAbgabe von MitspracherechtenVolle Kontrolle bleibt bei den Eigentümern
KostenLangfristig durch GewinnbeteiligungGering bis keine Rückzahlungsverpflichtung
FlexibilitätMittel können frei verwendet werdenZweckgebunden
KomplexitätEinfacher Zugang, hohe ErwartungenAufwendige Antragsverfahren, strikte Vorgaben

Wann ist welche Form sinnvoll?

Die Wahl zwischen delutiver und non-delutiver Finanzierung hängt von den Zielen und der Situation des Unternehmens ab:

  • Delutive Funding eignet sich, wenn:
    • Ein Unternehmen große Summen für schnelles Wachstum benötigt.
    • Der Zugang zu Netzwerken und Expertise durch Investoren wichtig ist.
    • Die Eigentümer bereit sind, Kontrolle abzugeben.
  • Non-delutive Funding eignet sich, wenn:
    • Ein Unternehmen unabhängiger bleiben möchte.
    • Spezifische Projekte, wie Forschung und Entwicklung, finanziert werden sollen.
    • Zuschüsse und Förderprogramme verfügbar sind, die die Unternehmensziele unterstützen.

Während delutives Funding höhere Summen ermöglicht und durch Investoren zusätzliches Know-how einbringen kann, bleibt non-delutives Funding eine hervorragende Option für Unternehmen, die unabhängig bleiben und ihre Projekte flexibel finanzieren möchten. Die richtige Wahl hängt von Ihrer langfristigen Strategie, Ihren Zielen und der aktuellen Unternehmenssituation ab.